„Das Zukunftstribunal“
Idee/Konzept von Johannes Auersperg–
Ort: Palais Auersperg/ Wien I
Zeit: 02.- 04. Mai 2019, 09 bis 17h
Die GENERATION NACHHALTIGKEIT – GN3, eine Gruppe von jungen Menschen, ein Teil der Allianz „Initiative Zivilgesellschaft“ (www.initiative-zivilgesellschaft.at), fordert „Gerechtigkeit“, lädt vor ein Tribunal – ein fiktives Gericht – mit dem Ziel rechtstaatliche Verantwortlichkeit einzufordern.
Ja, darf sie denn das?!? – Teile dieser „Zivilgesellschaft“, gebildet aus einer Menge von außerparlamentarischen, demokratie-bewussten, gut informierten und engagierten BürgerInnen, soll jetzt vor Ort, das heißt im altehrwürdigen Palais Auersperg, zu Wort kommen: – als „betroffene“ Ankläger, um richterlich entscheiden zu lassen, ob und wie verantwortungsvoll/-los unsere derzeitige REGIERUNG in Bezug auf das Vorsichtsprinzip handelt. Ein Expertenpool plus Obersten Richter soll das letztlich beurteilen – und womöglich entsprechende Maßnahmen vorschlagen.
Ich frage mich nun:
Geht es hier um rechtsstaatliche Verantwortlichkeit – oder geht’s um mehr? Pessimistische Zukunftsszenarien sind da, um zum Bessermachen eingesetzt werden zu können. Inwieweit wird die auf Grund von Wissen dahintersteckende Katastrophenwarnung zum Handeln führen, wenn der Glaube an das Wissen darum fehlt? Und überhaupt, welches Tun und Lassen hat nicht schon im Vorhinein zu großer Unzufriedenheit mit dieser Regierung geführt?!?
Ist denn da nicht eher die Wirtschaftswissenschaft als Helfer der Politik gefordert! Gibt es nicht auch politische Akademien, die sich mit ihren „Thinktanks“ z.B. auch in Sachen Umwelt- und Klimaschutz schon längst den Kopf zerbrechen sollten, wie unser Land wieder auf den rechten Weg zu bringen ist? – Viel wurde wohl schon in der Vergangenheit versäumt. Wäre es z.B. nicht mit der Umsetzung des seinerzeit von Prof. Dr. Josef Riegler (Landwirtschaftsminister und Vizekanzler) empfohlenen Konzepts zu einer Öko-sozialen Marktwirtschaft getan gewesen? – Oder, hätte die breitere Umsetzung von vorhandenen solidarischen Wirtschaftsmodellen, z.B. des Modells einer Gemeinwohl-Ökonomie, die Sache noch retten können? Wer ist dafür verantwortlich zu machen, dass all die guten Vorschläge für alternative Wirtschaftsprojekte nicht fruchteten? Ist es wirklich nur die „Elite“? Sind es nicht auch die Bauern, die Unternehmer, die Dienstleister? – haben sie nicht alle versagt, weil sie nicht imstande waren Freund von Feind zu unterscheiden? Haben sie alle sich mit der billigen Ausrede leicht zufrieden stellen lassen, dass die Migranten schuld an der Misere sind?!?
Ich frage mich:
Wird nicht schon seit vielen Jahren in einer progressiven, initiativen Zivilgesellschaft für einen Wandel (Great Transformation) gekämpft? Diese globale Bewegung – vielleicht auch „grüne Bewegung“ – hat bereits eine große Öffentlichkeit erreicht. Könnte es sein, dass in den letzten Jahren auch Angst vor ihr entstanden ist? Hat vielleicht diese Angst wiederum zur Bildung einer starken Gegenbewegung geführt? Somit sehe ich hier dringend die Notwendigkeit einer Allianz dieser Bewegungen. Wichtiger als vieles andere wäre jetzt, „wir“-Gefühle zu stärken, in der Hoffnung auf gemeinsame Lösungsfindung: Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft sollen in Solidarität vor den Wagen der SDGs (Paris 2016,UN-Ziele für eine Nachhaltige Entwicklung) gespannt werden.
Ich frage mich auch:
Warum aber stößt In der Politik dieser kritische Teil der Gesellschaft immer noch an eine gläserne Wand? Herrscht nicht Angst und Frust gerade, weil die Koordinaten jener UN-Ziele von der Politik einfach nicht ernst genug genommen werden?!? Es gibt ja schon seit langem viele kleine Zonen, in denen etwas pro Nachhaltigkeit passiert, wann, bitte, kommt es endlich im Mainstream an?
Und noch etwas,
sollten wir uns nicht nur fragen, ob denn die Politik, die politischen Parteien, nun zu einem lediglich nachsteuernden Organ geworden ist/sind. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns nicht auch selbst fragen, ob es vielleicht an uns liegt, uns Bürgern, die wir in einer industrialisierten Gesellschaft bequem geworden sind und die wir an unseren lieben Gewohnheiten nur allzu gern festhalten, ob es nicht höchste Zeit zum Aufbruch ist?!?
Ja, super, die junge Generation, die Generation Nachhaltigkeit – GN3, hat Recht, wenn sie vor einen Richter tritt. Aber, sie sollte darüber nicht vergessen, dass alle Generationen ordentlich wachgerüttelt gehören. Denn, um einem wirklich gerechten Richterspruch zu folgen und um zum Handeln zu kommen – um eine mündige, eine faire Wirtschaft zu etablieren, wird es dringend mehr mündige Bürger brauchen!
Ich denke, diese letzte Phase im Paleozän sollte endlich den gesellschaftlichen Umbruch, den Aufbruch ins Anthropozän, den Zeitabschnitt einer aufgeklärten Gesellschaft bringen.
Last not least
Ich freue mich, denn es hat den Anschein als hätte jetzt dieses schwedische Mädchen, Greta Thunberg, uns gelehrt, wie es gehen kann: – diese Fridays for Future – Bewegung zeigt uns doch wie sehr die Jugend bereit ist für die ökologische Transformation – Wehe, wenn der Richter des Zukunftstribunals dies nicht zu schätzen weiß 😊
Dem Wiener Zukunftstribunal wünsche ich viel Glück und Erfolg!
Ilse Kleinschuster, 1.Mai,2019
Nun ist’s bald ein Jahr her, dass ich das geschrieben hab‘. Durch die CORONAKRISE gibt’s zwar jetzt einen Aufschub, wir sollten aber trotzdem dranbleiben.
Das Zukunftstribunal stellte übrigens einstimmig fest, die Politik handle grob fahrlässig und gegen jedes Vorsichtsprinzip, gefährde Allgemeinheit, den Wirtschaftsstandort Österreich, das Sozialsystem, Land- und Forstwirtschaft, ja Versorgungssicherheit.
Als Lösung präsentierte das Zukunftstribunal die durchaus motivierende Konsultative, deren Premiere am 20.02.2020 ebenfalls im Palais Auersperg beeidnruckend stattfand. (www.Konsultative.org)
Wir könnten jetzt, so meinen manche, in dieser Zeit doch um so eher an die politischen Parteien herantreten, um ihnen unsere Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Ich fürchte nur, dass die Parteien heute nicht mehr Träger und Transmissionsriemen einer sozial-ökologischen Transformation sein können, da ihnen a) das gesellschaftliche Wurzelwerk verloren gegangen ist, b) ihre Steuerungskapazität angezweifelt wird, bzw. sie diese längst eingebüßt haben , c) sie so sehr als Teil des politischen Systems betrachtet werden, dass ein tiefergehender Veränderungsimpuls nur von außerhalb dessen denkbar geworden ist. Ich frage mich daher, welche steuernde oder auch entwerfende Rolle politische Parteien heute überhaupt noch einnehmen könnten. Diese Rolle erfüllen ja eher die rechtspopulistischen Parteien mit ihren Transformer-Inszenierungen.
Die Frage ist nun, in welchen Bereichen könnten wir am ehesten einer politischen Partei wieder mit Vertrauen begegnen. Bedenkend wie stark Gesellschaftswandel bereits im Gang ist, sollte es doch ein leichte sein, dass wir z.B. die GRÜNEN dazu bringen diesen Wandel anzunehmen und ihn weiter zu transportieren. Wäre doch einen Versuch wert, sie dazu zu bringen, dass sie aufhören, den zivilen Taktgebern ewig hinterher zu stolpern.